Die Möwe Jonathan im Showroom Stadtkirche
Es war schön, weil meine Liebe neben mir saß.
Der Möwe Jonathan, dem Nebenverdienst des -ja doch leider- verstorbenen "Erzählers der Nacht" begegne ich wieder in der Stadtkirche Karlsruhe am 24.12. 17 im Abendschön.
Schön, so im Abendschön an der hl. Nacht vorbei zu gehn. Blau leuchtet der Hintergrund, rot davor vier Kerzen.
Wagnerbrummen in der Kirche. Jesus! Ist das nicht ein gospeliges Brausen wie evangelikal? Showdown der Vernunft.
Mein Zorn über stolz geschwellte Provinz, die sich überall und mehr als je über so viele wirklich gute aber schüchterne Kunst breit macht, verraucht, als ich die Todesanzeige des Meisterpathetikers Herget lese. Es war doch echte Begeisterung aus der poetischen Schlafmütze, die sich da nach einem Paradies auf den Papierblumen eines Ruhms von der Stange sehnte. Ich denke inzwischen, daß seine Sehnsucht wirkliche Sehnsucht war, der Schauspieler wirklicher Schauspieler mit halt stolperndem Erfolg. Stützt sich der Erfolg eines Handke, Walser, Sloterdijk denn auf eine werthaltigere Verarbeitung? Fusel der Show dort nicht weniger.
Und was ist das, was "Abendschön" in der Stadtkirche Karlsruhe an heiliger Nacht veranstaltet?
Rotes Leuchten, blaues Leuchten. Hype provincial. Die Verblödung des Glaubens durch Begeisterung. Da dei da daa.... so schön und froh. Coaching vom romantischen Altrocker.
Nicht Weihnachtsmann, doch lustig. Ein Springinsfeld von Wybranietz.
Eine aufgerühmte Poetrystammlerin wartet auf mit locker gerührten Schaumhäufchen aus Wörterschlamm. Haarscharf am Reimeschmied vorbei. So jung. Und schon von der Clique aufs goldene Kalb gesetzt.
Die Weihnachtsbotschaft unter einer Musik vom Brei der Akkorde , Bembelmusik und Jungevangrölen für frömmelnde Altrocker Da dei, da daa..
Aber die Pferdekopfgeige mit Obertongesang war beeindruckend.
Ich hatte ich in der Stadtkirche eigentlich eine Andacht erwartet. Insofern bin ich unfair gegen den singenden Alten.
Nur: Das Licht über dem Leid der Welt wurde im Gemütsrock einer Candle-Lightshow ausgeblendet.
27.12.17 Klaus Wachowski
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