Tagebuch Karlsruhe

Über den anderen Walser https://klauswachowski.blogspot.de

Unterm Magnolienbaum Richard ist bei mir. Einer, der weiß, was der Ruf heißt: "Vater, warum hast Du mich verlassen?" Ich glaube, man muß es nicht selbst erlebt haben. Liebe zu den Menschen genügt.  Wie viele sind dem Leiden trotz aller Hilfe ausgesetzt! Hilflos einsam im Kampf zwischen Liebe und Angst.- Niemand unter den Lieben und Freunden will sie verlassen. Aber dann ist die Kluft zu tief, ist es zu spät an der Zeit.  Ach Richard, was können wir tun?!  Er legt die Hand auf meinen Arm und zieht eine neue Frage aus seinem Wörterbuch. Er lernt gerade wieder Kroatisch. Weiß stehen die magnolischen Blüten vor Blau. Jean Paul öffnet eine Zykel Frühling. * Jean Paul , mein Dank erreicht Dich in diesem Jahr spät! Du begleitest die Leser in die romanhaften Exotenparadiese der Liebe. Zeigst unterm Grün auch wie der schwarze Wurm an der Wurzel der Sehnsucht nagt. Bücklinge, Gemeines, Selbstherrlichkeiten. Über dem lächerlichen Pathos aber den Ernst

siehe Blog: Spielwiese und Reisen ein Abenteuer in Tonfällen

OROMO Die weitaus größte Bevölkerungsgruppe in Äthiopien leidet zur Zeit unter der Panik der herrschenden Minderheit. Die Panik hat inzwischen unterdrückerischen Charakter angenommen. Man bedient sich an Ämtern, Geschäften, und dem Ausverkauf von Land, das naturgemäß zumeist in Oromobesitz ist. Die EU, die USA halten sich bedeckt. Chinesen, Araber und Holländer kaufen ein, was möglich ist. Begann so nicht auch das Elend in Ruanda und Burundi? Wo ist die Friedenskommission zur Rückkehr oder ersten Einrichtung gerechter und demokratischer Zustände? Europa schweigt....

Über einen Versuch in Brautigan

Ein Balkon zwischen zwei dicken Säulen. Ein Bauteil, das Massen stützen, ein anderes, das frei in die Lüfte ragen soll, aneinandergepreßt. Wahrscheinlich läßt mich das den Kopf schütteln. Ich schließe zu schnell von der Ausführung eines Plans auf die zugrunde liegenden Vorstellungen. Das wären nach meiner Schätzung hier zum Beispiel die Präsentation von Stärke und Abgehobenheit. Aber es ist nicht so wichtig, könnte auch auf vorsichtige Stabilität und Sehnsucht nach Freiheit schließen lassen, statt auf einen muskelbeprotzten Körper um ein hochgeföhntes Gehirn auf einen fetten Elfenbeinturm.  So weit, so krud. Alt Ich war einmal Künstler, die Haltung war: den Gesang der Vögel hören. Ich war Philosoph: Was ist der Sinn? Ich war Moralist: Was ist gut? Ich bin alt. Ich höre auf den Gesang der Vögel und werde weiter nicht verstehen. Was ist? Was tun sie mit den Menschen? Viel hat sich nicht verändert. Ich bin alt.

Wichtiger als die Frage nach seiner Künstlerschaft (auch Künstler in der Psychiatrie dürften es nicht immer treffen und deutlich machen können) ist mir die andere: Hat dieser Mann geliebt oder irrte er ein Leben lang in den Kellern des Ich umher?

"Ich sehe zu den Bergen hin und frage: Von wo wird mir Hilfe kommen?" Dr. Smirc hat schon ausreichend oft enttäuschende Antworten erfahren. Er fragt um der Frage willen. Darin sind Glaube, Liebe und Hoffnung. Was mehr? Mit ihm selbst wird seine Selbstüberschätzung und die stets folgerichtig eintretende Enttäuschung die Erde verlassen. Vielleicht wird Hilfe kommen, vielleicht kommen die Orks. Er stellt die Frage. Die Antwort schenkt er Dir. Dr. Warnix, Psychagog und autonomer Waldenser, schüttelt bedauernd den Kopf. Hier hegt sein Freund ganz offenbar Hoffnung auf ein Nichts. Gott schlendert vorbei. Er setzt sich ans Grab seines Sohnes und raucht einen Zigarillo. Ameisen baden in seinen Tränen. Das Leben geht weiter.  Er hängt sich bei den beiden ein: "Ein Wunder ist manchmal ganz gut. Aber allmächtig? Allmächtiger!, das bin ich nicht!"

Bei einigem Nachdenken wäre der Korrespondentin vielleicht eingefallen, daß in diesem Land, Höflichkeit durchaus angebracht ist. Weißt Du doch nicht, ob Dein Gegenüber seine Waffe daheim gelassen hat.

Dr. Smirc: "Warum gehst Du nicht ins Café X?" Dr. Warnix, Psychagog und soziologiegeschädigter Kracauerianer: "Bin lieber unter Leuten als unter sich."

Atomisierung nd Individualisierung. Die Republik und die Person - Individuum. Mit allen Problemen der Vereinzelung. Die Totalität der Ideologie und die Masse. Mit der Vernichtung des Ich. Atomisierung im Kapitalismus, Kommunismus, Neofaschismus, Rassismus pp. Die narzißtischen Taten der Moderne sind nicht: Heldentaten einer Individualität, die Individuen bekämpft, aber anerkennt, sondern: verwirklichte Vernichtungsphantasien von beschädigten Individuen, die ihrer Atomisierung durch Anschluß an eine Masse und Vernichtung von etwas aus einer anderen Masse betäuben wollen. Interessant in diesem Zusammenhang auch, dass mit der Republik zusammen die Psychologie entsteht (in den alten Republiken das Theater?). Wo das Recht nicht von der Masse, sondern von der Person und ihren Verhandlungen, ausgeht, wird das Innere erst interessant. Plechanow, der Philosoph unter der Sozialisten, weiß mit dem Ich so wenig anzufangen wie die Ideologien von "Volks"- heil und utopischen Pläne